Ein sagenhafter Spaziergang durch Wien
Seit einigen Jahren veranstaltet biv – die Akademie für integrative Bildung Themenspaziergänge, um Menschen mit Behinderung Kunst und Kultur der Stadt näher zu bringen.
Unsere Kursleiterin Agnes Kirchner hat sich mit einer Gruppe auf die Spuren von Sagen und Mythen in Wien gemacht.
Es ist ein sonniger Vormittag Ende September, als ich und mein Kollege Matteo am Schwedenplatz in Wien eine freundliche und aufgeschlossene Gruppe treffen.
Wir schauen in gespannte Gesichter, denn an diesem Tag wollen wir einen Spaziergang machen, bei dem wir über Sagen und Mythen aus Wien erzählen werden.
Nachdem wir einander kennengelernt haben, tauchen wir gemeinsam ins Wien vor ca. 500 Jahren ein.
Und zwar ins mittelalterliche Wien.
Zu dieser Zeit hat die Stadt ganz anders ausgesehen als heute. Auf den Straßen gab es noch keine Autos, sondern Kutschen. Es gab keine U-Bahn oder Straßenbahn und es gab auch keine Elektrizität.
Und weil es eben damals auch noch kein sauberes Leitungswasser gab und die Menschen eng mit der ganzen Familie und oft auch mit ihren Tieren zusammen lebten, kann man sich vielleicht vorstellen wie es damals gerochen haben muss.
Wegen der schlechten Hygiene und weil es auch nicht so viele Ärzte wie heute gab, verbreiteten sich Krankheiten sehr schnell.
Damals wütete ihn Wien die Pest, eine schwere Krankheit, an der sehr viele Menschen gestorben sind.
Weil die Wissenschaft und die Medizin damals noch nicht so weit war, wie heute, suchten die Menschen eigene Erklärungen für schlimme Krankheiten, plötzliche Tode oder Heilungen.
So entstanden die Sagen und Mythen, die sich heute noch in Wien erzählt werden. Sagen beinhalten also immer einen wahren Kern.
Aber was genau davon wirklich passiert ist und was frei erfunden ist, das weiß niemand so genau.
Deswegen sind Sagen für mich und viele andere Menschen vermutlich auch so faszinierend.
Als wir in die Runde fragen, ob die Leute schon eine Wiener Sage kennen, kommt die Augustin-Sage wie aus der Pistole geschossen.
Die meisten können sich noch an das Kinderlied „Oh du lieber Augustin, Augustin, Augustin,...“ erinnern.
Bevor wir uns nun auf die Spuren der Wiener Sagen begeben, zeigen wir den TeilnehmerInnen Fotos von Statuen oder Wandbildern, die gefunden werden müssen.
Wenn du aufmerksam durch Wien gehst und den Kopf nach oben streckst, siehst du nämlich ganz häufig an den Hauswänden Bilder, Inschriften oder Statuen, die an eine Sage erinnern sollen.
Als wir bei der ersten Station, dem Griechenbeisl, angekommen sind, hört man schon die Erste rufen „Da oben! Ich hab's gefunden!“.
Sie zeigt auf die Statue eines Mannes, mit Dudelsack in der Hand und einem frechen Lächeln im Gesicht.
Nachdem es sich dann alle auf den Sesseln im Gastgarten des Beisls gemütlich gemacht haben, lauschen wir Matteo, der uns die spannende Geschichte über den lieben Augustin erzählt und wie er es geschafft hat, selbst in der trostlosen Zeit der Pest seinen Humor und Frohmut zu bewahren.
Auf dem Weg zu den weiteren Stationen bewundern einige die schönen, alten Gebäude der Wiener Innenstadt.
Dadurch kann man sich noch besser vorstellen, wie es in Wien zu der Zeit war, als die Sagen und Mythen entstanden sind.
Wir besuchen noch weitere Häuser und Statuen, wie zum Beispiel das Basiliskenhaus, wo man im 13. Jahrhundert ein Ungeheuer in einem Brunnen entdeckt haben soll. Man erzählt sich, dass dieses Ungeheuer eine Mischung aus einem Hahn und einer Kröte war.
Der Basilisk und Wandmalerei,
am Haus Schönlaterngasse 7
Der Wiener Stephansdom,
am Stephansplatz im 1. Bezirk
Unser Spaziergang endet beim beeindruckenden Stephansdom. Naja fast, denn wir machen uns jetzt noch gemeinsam auf den Weg ins Kaffeehaus. Der Wunsch nach einem warmen Getränk ist bei allen groß. Als Abschluss haben Matteo und ich einige Quizfragen vorbereitet, über die sich die TeilnehmerInnen riesig freuen. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass es für richtige Antworten Mannerschnitten zu gewinnen gibt...

Die Sagenspaziergänge zeigen mir selbst immer wieder aufs Neue, wie wunderschön und mythisch Wien ist.
Hier fühlt man sich oftmals in die Vergangenheit zurück versetzt.
Glücklich steigen Matteo und ich in die U-Bahn ein.
Spätestens jetzt sind wir wohl wieder im Jahr 2021 angekommen.
Die Themenspaziergänge zu Kunst und Kultur werden von Licht ins Dunkel finanziert.
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per E-Mail: office@biv-integrativ.at
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