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Miteinander lernen – mehr Inklusion in der Erwachsenenbildung

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In einem gemeinsamen Projekt beschäftigen sich Partner aus 7 europäischen Ländern mit der Frage wie eine Transformation zu einer inklusiven Einrichtung, die auch für Menschen mit Behinderung offen steht, gelingen kann.


Was bei biv - die Akademie für integrative Bildung schon seit über 20 Jahren an der Tagesordnung steht, ist in vielen anderen Organisationen der Erwachsenenbildung leider noch eher selten.
Inklusive Kurs- und Seminarangebote finden sich europaweit nur wenige.
Menschen mit Beeinträchtigung werden größtenteils noch immer aus der allgemeinen Erwachsenenbildung ausgeschlossen, und das obwohl ein inklusives Bildungssystem in der Erwachsenenbildung laut der UN-Behindertenrechtskonvention als verpflichtend gilt.

Gründe dafür gibt es viele: Neben fehlenden barrierefreien Zugängen und der immer noch vorherrschenden Überzeugung, dass Bildung für Menschen mit Behinderungen nach dem Besuch der Sonderschule aufhört, sind es wohl vor allem Berührungsängste, fehlende Unterstützungsmöglichkeiten sowie unzureichende Finanzierungs- und Förderstrukturen, die einer Umsetzung der inklusiven Leitidee im Bereich der Erwachsenenbildung im Weg stehen.

Um das zu ändern, haben sich seit Beginn dieses Jahres verschiedene Einrichtungen der Erwachsenenbildung aus Deutschland, Spanien, Ungarn, Slowenien, Irland und Griechenland zu einem dreijährigen Erasmus+ Projekt zusammengeschlossen.

 


Ziel dieser Kooperation soll es sein, inklusive Erwachsenenbildung europaweit voranzutreiben. Gemeinsam wird im Rahmen des Projektes deshalb ein Handbuch entwickelt, das es anderen Organisationen im Bereich der Erwachsenenbildung ermöglichen soll, inklusive Angebote schrittweise in ihren Institutionen zu verankern, um dadurch die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu fördern.

Im Kern geht es darum, in kleinen Schritten und gemeinsam mit Menschen mit Beeinträchtigung und Organisationen aus dem Bereich der Behindertenhilfe inklusive Angebote zu konzipieren und umzusetzen und in diesem Prozess aneinander und miteinander zu lernen.
 

Zu unserer Freude wurde biv von den teilnehmenden Projektpartnern dazu eingeladen, diesen Prozess mit unserer Expertise - in Bezug auf die Planung und Durchführung inklusiver Erwachsenenbildungsangebote - professionell zu begleiten und zu beraten.


Seit Beginn des Projektes im Januar dieses Jahres, finden deshalb regelmäßige Onlinetreffen statt, in denen die jeweiligen Phasen in der Entwicklung des Handbuches besprochen und diskutiert werden. Grundsätzlich ist das Projekt in fünf aufeinander aufbauende Meilensteine gegliedert. Dazu gehören zum Beispiel die Erstellung eines Analysetools, einer Informationsbroschüre und einer inklusiven Richtlinie sowie die Entwicklung diverser Lerntools zur Gestaltung inklusiver Kurse.

Die jeweiligen Ergebnisse werden von den beteiligten Kooperationspartnern in ihren Organisationen erprobt und im Anschluss auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüft. Dadurch kann gewährleistet werden, dass die Konzepte des Handbuchs in der Praxis funktionieren und im Alltag der Organisationen anwendbar sind.
Neben den regelmäßigen Onlinetreffen sind außerdem mehrere Treffen vor Ort geplant, so zum Beispiel in Barcelona, Ljubljana und in Essen an der Akademie Klausenhof.

 

Das erste gemeinsame Treffen, fand im November 2021 in Wien statt. Angereist waren dafür jeweils zwei Vertreter der jeweiligen Projektpartner, so dass wir mit insgesamt 14 Personen zwei Tage lang produktiv konzipieren und gestalten konnten. Da sich die Projektpartner - aufgrund der Corona Pandemie – bisher noch nicht real begegnet waren, stand ein gemeinsames Kennenlernen der jeweiligen Organisationen und ihrer Arbeit im Vordergrund. Darüber hinaus wurden die Ergebnisse des ersten Meilensteins präsentiert sowie mögliche Grundpfeiler einer inklusiven Erwachsenenbildung diskutiert.

Am Ende waren sich alle Beteiligten darüber einig, dass die Verankerung der Leitidee Inklusion einen umfassenden Prozess ankurbelt, der nur in kleinen und vor allem machbaren Schritten zu verwirklichen ist, so zum Beispiel durch einen ersten kleineren inklusiven Kurs zum Thema Kochen oder Fotografie. Dadurch können erste Kontakte zu Institutionen der Behindertenhilfe geknüpft, Berührungsängste abgebaut und mögliche Schwierigkeiten benannt und angegangen werden. So wird ein Kommunikationsprozess in Gang gesetzt, bei dem sich Projektverantwortliche und Trainer sowie Menschen mit Behinderungen gemeinsam über Erfolge und Herausforderungen austauschen können. Darauf aufbauend können die Angebote in Folge Schritt für Schritt erweitert und dadurch ein gesamter Organisationsentwicklungsprozess vorangetrieben werden.

Vom 6. bis 7. April 2022 trafen sich die Projektpartner zum 2. Mal in Barcelona. Hier wurde der Leitfaden „Chancen und Hindernisse für eine inklusive Erwachsenenbildung“ fertig gestellt. Anhand diverser Fragen können nun Einrichtungen der Erwachsenenbildung ihre aktuelle Situation im Bereich der inklusiven Erwachsenenbildung analysieren.

 





Autor

Stefan Armoneit ist inklusiver Heilpädagoge, Ethnologe und Lebens- und Sozialberater.
Im Projekt ist er als pädagogischer Mitarbeiter tätig.
Darüber hinaus arbeitet er freiberuflich in den Bereichen Training, Beratung und Supervision. www.armoneit.at

 


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