Inklusive Stadtspaziergänge Horn
Als eifrige Kulturvermittlerin macht es mir Freude, andere durch mein schönes Heimatstädtchen zu führen. Daher war ich auch gleich Feuer und Flamme, als ich gefragt wurde, ob ich an inklusiven Stadtrundgängen interessiert bin. Natürlich!!!
Wie alles begann…
Ich habe zwar Erfahrung, was den Umgang mit beeinträchtigten Menschen anbelangt, weil meine Tante Down Syndrom hatte, aber damals, in meiner Kindheit, war von Inklusion noch keine Rede.
Zuerst wollte ich mir einmal solch einen inklusiven Rundgang anschauen, und da ergab es sich, dass meine Namensvetterin Agnes Kirchner, die noch dazu – wie sich herausstellte - sehr, sehr weitschichtig mit mir verwandt ist, durch Wien einen Sagenspaziergang machte. Meine Kontaktperson zum biv ist die überaus aktive und vor Ideen sprühende DI Bettina Pommerenke, die mich zu diesem Spaziergang mitnahm und danach zwei inklusive Stadtrundgänge in Horn mit mir plante.
Dann war es soweit - Projektstart Frühjahr 2024

Foto: Mag. Agnes Wagner und Co-Leiterin Gabi Mailer, im Hintergrund der Graselturm beim Horner Museum (© biv - die Akademie für integrative Bildung)
Erster Stadtspaziergang: "Auf Räubertour durch Horn"
„Jessas, so vü Leit!“
Das war der Aufhänger zu diesem Spaziergang über den berühmt-berüchtigten Räuberhauptmann Grasel, dessen letzte Worte auf dem Galgen das waren. Eine kleine, feine Gruppe wurde von mir als Kulturvermittlerin mit Unterstützung von Gabi Mailer zu den Stätten des Räuberhauptmanns geführt.
Schon auf dem Hof des Museums Horn befindet sich der sogenannte „Graselturm“, der Teil der mittelalterlichen Stadtmauer ist. Grasel selbst war nie in diesem Turm, aber es befindet sich dort eine informative Ausstellung über ihn – daher der Name. Gefangen saß er aber zweimal in einem anderen Turm im Schloss Horn, der aber heute nicht mehr besteht. Zum ersten Gefängnisaufenthalt gibt es die Sage, dass sich Grasel befreien konnte, indem er den Gefängniswärter mit einer goldenen Taschenuhr bestach, das zweite Mal verbrachte er nur eine Nacht nach seiner Gefangennahme in einem Gasthaus in Mörtersdorf (gegenüber des heutigen Graselwirten), bevor er dann nach Wien transportiert wurde, wohl verwahrt in starken Eisenketten.
Nach der Besichtigung der Löwen vor dem Horner Schloss und der Renaissancebögen im Kunsthaus, dem ehemaligen Piaristengymnasium, war die nächste Station dann das Sgraffitohaus, das mit den 10 Lebensaltern des Mannes belustigte. Dieses Haus war zu Zeiten von Grasel das Rathaus der Stadt Horn, und auch dazu gibt es natürlich eine Sage. Eines Tages traf der Bürgermeister einen Tuchmacher und warnte ihn vor Grasel. Weil sie so ein nettes Pläuschchen hatten, lud der Bürgermeister ihn glatt zum Nachtmahlessen ein. Selbstverständlich kam er im Laufe des Abends drauf, dass dieser Tuchmacher der Räuberhauptmann selbst war!

Foto: Löwenstatuen vor dem Horner Schloss (© biv - die Akademie für integrative Bildung)
Die letzte Station war die Stadtpfarrkirche, die dem heiligen Georg geweiht ist. Leider war durch die österliche Bußzeit das Altarblatt verhängt, sodass wir nicht im Altarbild sehen konnten, wie der Hl. Georg zu seinem Spitznamen „Drachentöter“ kam.



Foto: Kunsthaus, Sgraffitohaus und Georgskirche (© biv - die Akademie für integrative Bildung)
Nach so viel Informationen über den Räuberhauptmann Grasel und die Stadt Horn waren die Münder trocken, sodass eine Runde Kaffee im Leo unseren Durst stillte und unsere Gemüter wieder aufwecken konnte. Außerdem gab es noch eine Raterunde mit Fragen zum Rundgang, die bei richtiger Beantwortung mit Schoko-Ostereiern belohnt wurden.

Autorin
Mag. Agnes Wagner, Kulturvermittlerin
Agnes Wagner hat an der Universität Wien die Lehramtsstudien Anglistik und Amerikanistik sowie Geschichte absolviert und die Ausbildung zur Kulturvermittlerin gemacht. Es macht ihr große Freude, Groß und Klein durch Horn zu begleiten, und so bietet sie Rundgänge zu den verschiedensten Themen an. (© Agnes Wagner)
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